Die Wikinger

 

Die Wikinger – wohl die am häufigsten falsch dargestellte und in den Köpfen der Menschen unrichtig verankerte Gruppe des Frühmittelalters.

Auf Drachenbooten zum Plündern und Brandschatzen, mit eigenem Schwert und Hörnerhelm über die friedlichen Siedlungen der „zivilisierten Welt“ herfallen, unbesiegbar und blutrünstig… alles daran schwankt zwischen teilweise wahr und völlig erfunden.

Den Hörnerhelm beispielsweise verdanken die Wikinger einer Theateraufführung des "Ring der Nibelungen" am Ende des 19. Jahrhunderts, in der sie imposant und wild wirken sollten. Gegeben hat es den nie! Stahlhelme waren bei den Wikingern eher selten, sehr teuer und wurden erst sehr spät in der Zeitspanne der Wikinger getragen.

Auch das Schwert war eine sehr selten geführte Waffe, kostete es doch ein kleines Vermögen und war reichen und hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten. Und wenn ein Wikinger um das Jahr 1000 n. Chr. ein Schwert haben wollte führte der Weg zumeist ins Rheinland, wo die Schmiede „UIlfberth“ der Qualitätsstandart der damaligen Zeit war.

Der einfache Wikinger kämpfte mit Axt und Lanze, oft ergänzt durch kampftaugliche Werkzeuge wie einem Sax. Und natürlich wurde der Bogen eingesetzt, der auch zur Jagd genutzt wurde.

Und um die Illusion ganz zu zerstören... nicht eines der bis heute gefundenen Wikingerschiffe hatte einen geschnitzten Drachenkopf.

Aber fangen wir einmal langsam an und bringen eine Öllampe in die Finsternis um die Wikinger…

 

Das Grundproblem

Während im mittelalterlichen Europa der Fürsten und Ritter zahlreiche Schreiber die Ereignisse der damaligen Zeit festhielten - der Wahrheitsgehalt ist dabei oft fraglich - machten die Wikinger keine historischen Aufzeichnungen. Alles was es also an historischen Texten gibt, wurde in der Regel von den Feinden der Wikinger niedergeschrieben.

Ein grobes Bild des Lebens der Wikinger kann lediglich aus historischen Funden erstellt werden, was natürlich einen eher kümmerlichen Versuch darstellt. So gibt es als Beinkleid lediglich einen Bodenfund aus Thorsberg, die sogenannte Thorsberghose. Ergiebiger waren Ausgrabungen in Haithabu, wo auch ein Wikingermuseum entstanden ist. Schuhwerk, Schwerter und Schmuck lassen einen besseren Einblick in die Zeit der Wikinger zu.

Aber natürlich sind dies nur Dinge, Gegenstände der Nutzung meist auf der Hand liegt, aber die Gedanken, Gefühle und Beweggründe dahinter, eben das was das Wesen einer Gruppe von Menschen ausmacht, bleibt trotzdem im Dunkel.

 

Begriff „Wikinger“

Interessanter Weise nannten sich die Wikinger gar nicht Wikinger, sondern fühlten sich den Volksstämmen der Norweger, Dänen oder Schweden zugehörig,

Der Begriff Wikinger hat seinen Ursprung wahrscheinlich in dem Wort „wiking“ bzw. „fara i viking“, die soviel wie Raubzug bzw. auf Kaperfahrt gehen bedeuten.

 

Epoche der Wikinger

Der Überfall auf Lindisfarne im Jahre 793 n.Chr. gilt gemeinhin als der Beginn der Wikingerzeit. Allerdings gibt es auch hier noch weitere Ansichten wie z.B. die Raubzüge des Dänen Chlochilaicus in den Jahren 516 und 522 n.Chr. oder die Angriffe auf die piktische Niederlassung Burghead im Jahre 742 n.Chr und auf Portland in Südengland im Jahre 787 n.Chr.

Mit dem Ende der Wikingerzeit verhält es sich ganz ähnlich. Am häufigsten vertreten ist das Datum 1066 n.Chr., das Jahr in dem die bekannteste Wikingersiedlung Haithabu im heutigen Schleswig-Holstein zerstört wurde.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Wikingerzeit eben die Zeitspanne umfasste in der die Raubzüge der Wikinger stattfanden.

Die heute häufigste Meinung bezeichnet die Jahre 800 bis 1050 n.Chr. als die Wikingerzeit.

 

Struktur der Wikingergemeinschaft

Die Wikinger organisierten sich in Familienverbünden, deren jeweilige Anführer den Titel "Jarl" führten. Die Angehörigen dieser Familienverbünde waren allerdings keine Untertanen des Jarl, sondern lebten ihr Dasein als freie Männer und waren Fischer, Bauern oder Handwerker. Entscheidungen wurde durch eine Versammlung eben dieser freien Männer, einem so genannten Ting, getroffen. Diese Struktur war der Grund dafür, dass den Wikingern das Recht überaus wichtig war. Auch kleinste Streitigkeiten mussten auf Grundlage von Recht und Gesetz beigelegt werden.

 

Die Wikingerschiffe

 

 

Waffen und Ausrüstung

 

 

Die Götterwelt der Wikinger

Die Wikinger glaubten an eine Vielzahl von Götter, ebenso kriegerische wie wunderschöne Geschöpfe. Die nordische Mythologie kennt zwei Göttergeschlechter, das jüngere Göttergeschlecht der Asen und das ältere Geschlecht der Wanen.

Die Asen wohnen in Asgard, dem Sitz der Götter. Zu den wichtigen und bekannten männlichen Asen zählen beispielsweise der Göttervater Odin, der Donnergott Thor, der listige Lügengott Loki, der Lichtgott Baldur oder der Wächter der Regenbogenbrücke Heimdall.

Auch einige Göttinnen haben ihren Sitz in Asgard, so wie Odins Gemahlin Frigg, die Unterweltsgöttin Hel, die Göttin der Dichtkunst Saga, die Erntegöttin Sif, die Göttin der Heilkunde Eir oder die Göttin der Klugheit Snotra.

Die in Wanaheim beheimateten Wanen gelten als das ältere Göttergeschlecht. Im Gegensatz zu den kriegerischen Asen sind sie die Götter des Herdfeuers und sind zuständig für Fruchtbarkeit, Erdverbundenheit und Wohlstand. Zu den Wanen sind beispielsweise Freyr, der Gott des Himmelslichts, Freyja, die Göttin der Liebe und Schönheit, oder Kvasir, der Gott des Wissens, der auf jede Frage eine Antwort hat, zu rechnen.

 

Die Raubzüge

Mit Ende des 8. Jahrhunderts werden die Plünderungen durch Wikinger zu regelmäßigen Ereignissen. Auch wenn häufig anders dargestellt, liegt das Hauptangriffsgebiet zwischen Rhein und Garonne, wo in der Zeit von Mai bis August eines jeden Jahres sorgenvoll mit Wikingerüberfällen gerechnet wurde.

Überfälle auf Lissabon, Sevilla, Barcelona, Pisa sind historisch belegt. Auch Schottland und Irland waren beliebte Ziele, wobei hier in erster Linie Klöster und kleinere Dörfer das Ziel waren.

Auch die Städte Köln, Mainz und Trier bleiben nicht von den Plünderungen der Wikinger verschont.

Die schwedischen Wikinger setzen sich in eine andere Richtung, nach Osten in Bewegung und plündern im Baltikum. Sie gelangen bis ins Schwarze Meer und nach Konstantinopel. Auf ihrem Raubzug durch Russland und die heutige Ukraine entdecken die Wikinger eine weitere Einnahmequelle; den Sklavenhandel. Auf dem Weg nach Konstantinopel werden die Opfer zusammengefangen und dann in Konstantinopel verkauft.

Die Wikinger erobern wichtige Handelsplätze und gründen Städte wie zum Beispiel Kiew oder Nowgorod.

855 n.Chr. erfolgte mit dem Angriff auf Paris einer der größten bekannten Überfälle, bei dem mehrere hundert Schiffe zu einer gewaltigen Flotte zusammengeschlossen werden. Spätestens hier wurde gezeigt, dass die Wikinger nicht nur die besten Bootsbauer ihrer Zeit waren, sondern auch Belagerungsgerät zu fertigen wussten.

Ab dem 10. Jahrhundert war die Motivation der Plünderung hinter dem Versuch der Eroberung zurückgetreten, so dass an der Westküste Englands bis heute zahlreiche Orte skandinavische Namen tragen.

In York wird 954 n.Chr. der König Erik Blutaxt gestürzt und vertrieben, der dort als Wikinger regierte. Der Däne Knut der Große saß von 1016 bis 1035 n.Chr. sogar auf dem englischen Thron

 

Besiedlung durch Wikinger

 Mit Beginn des 10. Jahrhunderts strebten die Wikinger nicht mehr nur nach Gold und Reichtum durch Raubzüge, sondern wollten vielmehr neues Land erobern und besiedeln. Wahrscheinlich ein Ausfluss aus der Tatsache, dass sich in der Heimat langsam Könige etablierten und ein "freier Mann" nicht zum Untertan werden wollte.

Die Gründung der Städte Kiew und Nowgorod wurde bereits erwähnt, aber auch Island und Grönland wurde von den Wikingern besiedelt. Leif Eriksson segelt von dort aus um das Jahr 1000 n.Chr. bis nach Neufundland. Damit haben die Wikinger in Wirklichkeit Amerika entdeckt, wenn auch an einem anderen Zipfel als rund 500 Jahre später Christoph Kolumbus. Allerdings ist Leif mit einer sehr kleinen Gruppe Wikinger unterwegs, und der Widerstand der Ureinwohner Amerikas führt zur Aufgabe des Plans der Besiedlung.

In Frankreich überwinterten seit 896 n.Chr. die Wikinger an der Mündung der Seine. Im Jahr 911 n.Chr. wird durch König Karl dem Wikingeranführer Rollo dieses Land als Lehen überlassen. Rollo konvertiert zum Christentum und wird Herzog, das überlassene Lehen heißt seither Normandie, das Land der Nordmänner.

Ein Nachkomme Rollos, Wilhelm der Eroberer, erobert 1066 England und ist bis 1087 König von England.

Zur gleichen Zeit wird auch Sizilien und Süditalien von den Wikingern erobert.

Die bekannteste Niederlassung der dänischen Wikinger im heutige Deutschland ist Haithabu, die um das Jahr 1000 n.Chr. eines der bedeutendsten Handelszentren in Nordeuropa darstellte. Gehandelt wurde Ware aus aller Welt, etwas Besonderes war Wein, aber es gab auch einen Sklavenmarkt.

 

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wird fortgesetzt